Meine Korrektur-OP bei Lipödem

Zuerst möchte ich mich herzlich für die überwältigende Resonanz auf meine letzte Folge bedanken. Eure zahlreichen Kommentare, Nachrichten und E-Mails haben mich tief berührt. Besonders die Sprachnachrichten von Betroffenen und ehemaligen Coaching-Teilnehmerinnen, die weiterhin ihren Weg gehen und mich begleiten, haben mich sehr gefreut. Eure ehrlichen Worte zeigen, dass es bei Liposuktionen nicht darum geht, ob die Beine perfekt sind, sondern um die Realität.

Viele sprechen davon, dass Liposuktionen bei Lipödem keine Schönheitsoperationen sind, aber auf Social Media sieht man oft nur nahezu perfekte Ergebnisse. Das führt dazu, dass viele unwissende Personen diese Eingriffe als ästhetische Operationen ansehen. Die nicht so schönen oder perfekten Ergebnisse findet man kaum, weil niemand gerne darüber spricht oder sie teil, was ja auch irgendwie verständlich ist!

Als Beispiel: Stell dir vor, du gehst zum Frisör und deine Haare sind nicht so, wie du sie dir gewünscht hast. Das würdest du wohl kaum öffentlich zeigen, oder?! Aber wenn die Haare toll aussehen, werden Bilder gemacht und der Friseurladen in höchsten Tönen gelobt. Ähnlich verhält es sich mit Liposuktionen – die tollen Ergebnisse werden gezeigt, die weniger perfekten bleiben im Verborgenen.

Natürlich möchte jede von uns nach einer Liposuktion ein gutes optisches Ergebnis. Auch ich hatte hohe Erwartungen. Aber realistisch betrachtet sind viele Betroffene nach der Liposuktion nicht glücklicher, weil die Erwartungen oft zu hoch sind. Ich hoffe, wir sind uns einig, dass ein bisschen Erwartung, dass es danach „schöner“aussieht, immer dabei ist.

Jetzt aber zum Grund, warum ich eine Korrektur-OP hatte. Neben ästhetischen Gründen, einer großen Delle im Oberarm, hatte ich auch noch immer Beschwerden in den Armen. Daher entschieden meine Ärztin und ich, nochmal Fett an den schmerzhaften Stellen abzusaugen und die Stelle mit der Delle mit Eigenfett aus einem anderen Körperbereich aufzufüllen. Die Beschwerden und Dellen entstanden, weil bei der Arm-OP vom Januar 2023 ja nicht nur gesaugt, sondern auch gleichzeitig viel Haut entfernt wurde. An den Beinen, dem Po und der Hüfte wurden kleinere ästhetische Anpassungen vorgenommen.

Nach der Korrektur-OP bin ich froh, einen Haken hinter die OP-Geschichten setzen zu können. Obwohl noch optische Ungleichheiten und überschüssige Haut vorhanden sind, habe ich weniger Schmerzen und fühle mich insgesamt besser. Meine Erwartungen waren hoch, aber ich habe gelernt, die Situation und meinen Körper langsam zu anzunehmen. Es gibt natürlich immer mal wieder Tage, an denen mich die Haut stört, aber ich akzeptiere meinen Körper, wie er ist. Es ist wichtig, realistisch zu bleiben und zu wissen, dass jede Liposuktion individuelle Ergebnisse liefert und auch die Ausgangslage vor der Liposuktion eine Rolle spielt.

Trotz der OP trage ich weiterhin Kompression, weil es sich ohne einfach unangenehm anfühlt. Auch im Sommer trage ich Kompression, um Reibung und Schmerzen zu vermeiden. Viele haben gefragt, ob ich mal zusammenfassen kann, was sich denn wie verändert hat. Natürlich möchte ich niemandem etwas vorenthalten, aber ich spreche nicht immer gerne über diese Veränderungen, vor allem nicht über die nicht so schönen.

Zu den positiven Veränderungen gehören eine verbesserte Belastbarkeit im Alltag und beim Sport. Ich bin beweglicher und fühle mich leichter. Meine Beine und Arme sind spürbar leichter und inzwischen auch deutlich schmerzfreier. Der Oberkörper passt wieder mehr zum Unterkörper, was mir auch mental guttut. Das Reiten, die Arbeit im Stall und das Motorradfahren fallen mir deutlich leichter. Vor den Liposuktionen trug ich an den Beinen noch eine Männermotorradhose, heute passt die Damenmotorradhose. Auch bei den Armen war es vorher kaum möglich, eine vernünftige Motorradjacke zu finden.

Zu den nicht so schönen Veränderungen gehören die stark hängende Haut an den Oberschenkeln, viele Ungleichheiten an den operierten Stellen und ich bin nicht schmerzfrei und habe deswegen oft Selbstzweifel. Mein Bauch hat sich verändert und sieht oft aus wie im fünften Monat schwanger, was mich psychisch belastet. Mein Rücken ist schwammiger geworden und meine Brust hat sich massiv verändert. Sie ist größer denn je, was ebenfalls unangenehm ist.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Weg der OPs nochmal gehen würde. Einige Probleme haben sich verbessert, andere haben sich verschoben. Es ist auch finanziell eine große Belastung. Aber ich bin dankbar für meinen unterstützenden Partner, mit dem ich bald nach zehn Jahren Beziehung heiraten werde. Wir gehen im wahrsten Sinne des Wortes nicht nur durch dick und dünn, sondern auch durch Höhen und Tiefen.

Mein Plan ist es, ruhig zu bleiben, das Heilungsjahr abzuwarten und das Beste aus der Situation zu machen. Eine Liposuktion allein löst nicht alle Probleme. Man muss weiterhin an gesunden Gewohnheiten arbeiten. Bei vielen ist es so, dass sie auf die Kompression nicht verzichten können und bei den wenigsten verläuft alles wie erhofft. Es ist wichtig, realistisch zu bleiben und sich gut zu überlegen, ob man diesen Schritt gehen möchte. Das Lipödem bleibt immer ein Teil von uns, denn es ist eine chronische Erkrankung. 

Im besten Fall bringt die Liposuktion mehr Lebensqualität, im schlimmsten Fall sorgt sie nur für eine kurzzeitige Erleichterung. Sei dir dessen stets bewusst und hinterfrage Aussagen von Ärzten, die behaupten, dass man danach geheilt ist oder nie wieder Kompression tragen muss …

Vielleicht nimmst du dir meine Worte zu Herzen. Egal, in welcher Situation du dich gerade befindest, ich bin gerne für dich da. Wenn du neugierig geworden bist und mehr über mein Coaching erfahren möchtest, vereinbare ein kostenloses Kennenlerngespräch. Gemeinsam können wir herausfinden, ob und wie wir an deinen Zielen arbeiten können. Ich freue mich auf dich!