Lymphödem vs. Lipödem

Die Unterschiede, Gemeinsamkeiten und ein ehrlicher Erfahrungsbericht

Lipödem vs. Lymphödem: Die wichtigsten Unterschiede, Symptome & ein ehrlicher Erfahrungsbericht

Viele Menschen verwechseln Lipödem und Lymphödem – und das ist nicht verwunderlich, denn beide Krankheitsbilder betreffen meistens die Beine (und manchmal auch die Arme), können Schwellungen verursachen und führen oft zu einer enormen Belastung im Alltag. Doch tatsächlich handelt es sich zum Teil um zwei sehr unterschiedliche Krankheitsbilder mit verschiedenen Ursachen, Symptomen und Behandlungsmöglichkeiten.

Aber wie erkennt man jetzt den Unterschied? Welche Anzeichen deuten eher auf ein Lipödem hin, und wann spricht man von einem Lymphödem? Um genau diese Fragen zu klären, habe ich in meiner aktuellen YouTube-Folge mit Pierre gesprochen. Er lebt seit seiner Kindheit mit einem primären Lymphödem und teilt offen seine Erfahrungen, Herausforderungen und Tipps für den Alltag.

In diesem Blogbeitrag möchte ich die wichtigsten Unterschiede zwischen Lipödem und Lymphödem erklären, typische Symptome beschreiben und dir zeigen, wie Betroffene ihren Alltag meistern können.

Was ist ein Lipödem?

Das Lipödem ist eine chronische Fettverteilungsstörung, die fast ausschließlich Frauen betrifft. Dabei vermehrt sich das Fettgewebe vor allem an den Beinen, Hüften, bis hin zum Gesäß und manchmal auch an den Armen – oft völlig unabhängig von Ernährung oder Bewegung. Diäten oder Sport helfen leider nicht, die krankhaften Fettzellen zu reduzieren, das betroffene Gewebe bleibt bestehen.

Viele Betroffene stellen fest, dass ihre Beine unverhältnismäßig dicker sind als der Oberkörper, selbst wenn sie normalgewichtig sind, denn an Lipödem kann man ganz unabhängig vom eigenen Körpergewicht leiden. Ein weiteres auffälliges Symptom ist die starke Schmerzempfindlichkeit: Schon leichte Berührungen können schmerzen, und blaue Flecken entstehen oft ohne ersichtlichen Grund. Die Schwellung nimmt meist im Laufe des Tages zu, besonders wenn man lange sitzt oder steht.

Obwohl Lipödem in den frühen Stadien „nur“ optisch auffällt, kann es mit der Zeit zu ernsthaften Beschwerden führen. In fortgeschrittenen Stadien kann das Gewebe verhärten, und die eingeschränkte Beweglichkeit kann das Risiko für weitere gesundheitliche Probleme erhöhen.

Aktuell sind fast 4 Mio. Menschen in Deutschland an dieser chronischen Krankheit betroffen und in den allermeisten Fällen sind es Frauen. Bei Männern kommt das Lipödem nur sehr, sehr selten vor, weswegen auch hormonelle Veränderungen schon länger in Verdacht stehen, etwas mit der Krankheit zu tun zu haben. 

Was ist ein Lymphödem?

Im Gegensatz zum Lipödem handelt es sich beim Lymphödem um eine Störung des Lymphsystems. Normalerweise transportiert das Lymphgefäßsystem überschüssige Flüssigkeit aus dem Gewebe ab. Doch wenn dieses System nicht richtig funktioniert, bleibt die Flüssigkeit im Gewebe und verursacht sichtbare Schwellungen – oft an einem einzelnen Bein oder Arm.

Ein Lymphödem kann entweder angeboren (primär) sein oder durch eine Erkrankung oder Verletzung entstehen (sekundär). Besonders häufig tritt es nach Operationen oder Krebserkrankungen auf, wenn Lymphknoten entfernt wurden oder das Lymphsystem durch Bestrahlung geschädigt wurde.

Anders als beim Lipödem ist ein Lymphödem nicht primär schmerzhaft. Allerdings kann es zu einem starken Spannungsgefühl kommen, wenn die Schwellung zunimmt. Mit der Zeit kann sich das Gewebe verhärten, und in schweren Fällen kann sogar Lymphflüssigkeit austreten. 

Ein weiteres wichtiges Unterscheidungsmerkmal: Beim Lipödem bleibt der Fußknöchel oft schlank, während das Lymphödem den gesamten Bereich betrifft – einschließlich der Zehen. Und im Vergleich zum Lipödem, was immer beidseitig an Beine und/oder Armen auftritt, kann das Lymphödem eben auch nur eine Seite, sprich nur einen Arm, nur ein Bein betreffen.

Lipödem oder Lymphödem? Die 5 wichtigsten Unterschiede

Obwohl beide Erkrankungen auf den ersten Blick ähnlich erscheinen, gibt es einige klare Unterschiede:

  1. Ursache: Beim Lipödem handelt es sich um eine krankhafte Fettvermehrung, während das Lymphödem durch eine gestörte Flüssigkeitsregulation im Gewebe entsteht.
  2. Verteilung: Lipödem betrifft meist beide Beine oder Arme symmetrisch, das Lymphödem tritt dagegen oft nur auf einer Körperseite auf.
  3. Schmerzempfindlichkeit: Lipödem-Patientinnen leiden unter starken Druckschmerzen, während Lymphödeme meist nicht oder nur wenig schmerzhaft sind.
  4. Gewebeveränderung: Lipödem-Fett bleibt meist weich, fühlt sich aber knotig an, während Lymphödeme oft zu verhärtetem, fibrotischem Gewebe führen.
  5. Krankheitsverlauf: Ohne Behandlung kann ein Lymphödem zunehmend problematischer werden, da es das Gewebe langfristig schädigt. Lipödem verschlimmert sich oft über Jahre hinweg, oftmals während hormoneller Veränderungen. Die genaue Ursache eines Lipödems ist leider zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht eindeutig geklärt.

Pierres Erfahrungen mit einem Lymphödem

Pierre erhielt seine Diagnose bereits im Kindesalter: ein primäres Lymphödem am rechten Bein. Während viele Betroffene erst im Erwachsenenalter mit der Erkrankung konfrontiert werden, kennt er es nicht anders – und hat gelernt, mit den Herausforderungen umzugehen.

Sein Alltag ist stark von seiner Kompressionsversorgung geprägt. Ohne Kompression geht es nicht, denn sonst würde sich innerhalb kürzester Zeit Flüssigkeit im Gewebe ansammeln und das Bein anschwellen. Doch mit der richtigen Versorgung kann er sein Leben aktiv gestalten, sogar mit Kampfsport.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Hautpflege. Durch die gestörte Lymphzirkulation kann es zu Lymphzysten und offenen Stellen kommen, die sich schnell entzünden. Desinfektion, Feuchtigkeitspflege und regelmäßige Kontrolle sind deshalb essenziell.
Auch die Ernährung spielt für ihn eine große Rolle. Besonders fetthaltige oder stark verarbeitete Lebensmittel können Wassereinlagerungen verstärken. Deshalb setzt er auf eine möglichst frische, ausgewogene Ernährung mit wenig Salz und Alkohol.
Sein wichtigster Tipp für andere Betroffene?

„Höre auf deinen Körper, finde heraus, was dir guttut und übernimm selbst Verantwortung für deine Gesundheit!“

Warum die richtige Diagnose so wichtig ist

Ein großes Problem ist, dass viele Betroffene zunächst nicht ernst genommen werden oder eine falsche Diagnose erhalten. Gerade bei übergewichtigen Frauen wird ein Lipödem oft einfach als „normale“ Gewichtszunahme abgetan, während Lymphödeme mit klassischen Wassereinlagerungen verwechselt werden.
Doch eine falsche oder späte Diagnose kann langfristige Konsequenzen haben. Während ein unbehandeltes Lipödem zu starken Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen kann, kann ein Lymphödem zu einer dauerhaften Gewebeverhärtung und schweren Entzündungen wie dem Erysipel führen.

Daher ist es wichtig, sich frühzeitig an eine:n Phlebolog:in oder Lympholog:in zu wenden, um eine klare Diagnose und eine passende Therapie zu erhalten.

Fazit: Zwei Krankheiten, eine große Herausforderung – aber es gibt Hilfe!

Ob Lipödem oder Lymphödem – beide Erkrankungen sind chronisch, aber mit der richtigen Therapie und Selbstfürsorge kann man viel für seine Gesundheit tun. Eine Kombination aus Kompression, Bewegung, manueller Lymphdrainage und bewusster Ernährung kann helfen, die Symptome zu lindern und den Alltag zu erleichtern.

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Dann schau dir jetzt das komplette Interview an:

P.S.: Es gibt noch einen zweiten Blog und auch eine dazugehörige YouTube-Aufnahme mit Pierre, in der wir über das Risiko eines Erysipels sprechen. Was genau das ist, mit welchen Symptomen ein Erysipel einhergeht und wie man schnellstmöglich richtig handelt, das erfährst du in Teil 2! 

Bewirb dich auf ein kostenloses Erstgespräch unter: https://schwarztina.de/termin

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